Voll Spannung wurde nach der Anfahrt in Zwiefalten der Start zur Wanderung erwartet. Stetig leicht ansteigend führte der Weg von Zwiefalten durch das einsame und nach dem Regen mit frischem Grün ausgestattete Rental Richtung Sonderbuch.
Bereits vor Sonderbuch wurde der historische Kreuzweg mit den Bildtafeln von der Leidensgeschichte Christi erreicht. Er wies der Wandergruppe über einen angenehmen Wiesenpfad den Weg direkt zur Lourdesgrotte. Diese wurde 1887 aus Findlingen zu Ehren Mariens angelegt. Lourdesgrotten sind Nachbildungen der Grotte bei Lourdes in Südfrankreich.
Nun ging es über die Hochfläche der Schwäbischen Alb hinüber nach Loretto, immer wieder die ehemalige Wallfahrtskapelle im Blickfeld. Ein Zwiefalter Abt ließ sie 1671 als Dank für das Ende einer unter den Mönchen wütenden Seuche erbauen. Vorbild dafür war die damals bedeutendste Wallfahrtskapelle Europas in Loreto/Mittelitalien, eine Marienkapelle. Es gibt noch weitere Loretto-Kapellen, denen dieser Bauplan zu Grunde liegt. Mit der Aufhebung der Klöster während der Säkularisation 1803 kam auch die Wallfahrt zum Ende. Die Kapelle wurde umgebaut und in den entstehenden Bauernhof mit einbezogen. Danach hatte sie eine wechselvolle Geschichte. Zum Schluss wurde sie unter anderem als Hühnerstall genutzt.1994 verkaufte das Land Baden-Württemberg den Hof in private Hände. Es entstanden der Ziegenhof, die Holzofenbäckerei und das Ausflugsziel Loretto. Heutzutage behergt sie u.a. auch den Hofladen.1998 wurde die Kapelle innen denkmalpflegerisch saniert und 2001 außen restauriert. Somit erfährt die ehemalige Wallfahrtskapelle eine späte Würdigung. Obwohl an diesem Wochentag geschlossen, bot sich die Gelegenheit zu einer kurzen Besichtigung der Backstube.
Welch prächtige Gelegenheit für eine ausgiebige Mittagsrast unter der alten Linde. Eine weite Sicht nach Süden eröffnete sich, in der sich der heilige Berg Oberschwabens – der Bussen – majestätisch ausbreitete. Dank seines Hutes bestehend aus Sylvanakalken konnten ihn die eiszeitlichen Gletscher nicht abtragen.
Der Aufbruch fiel schwer, doch die fortgeschrittene Zeit drängte zum Abstieg. Ein weiterer Höhepunkt rückte näher: Gossenzugen, eine Teilgemeinde von Zwiefalten. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf das Zwiefalter Münster mit seinem mächtigen Barockgiebel aus Gauinger Kalktuff. Malerisch auf einem Bergsporn gelegen präsentiert sich die reizende Magnuskapelle. Errichtet 1749 als Dank für den Auftrag des Münsterbaus von den Künstlern Fischer, Feuchtmayer und Spiegler. Damals wohnten die Handwerker und Tagelöhner in Gossenzugen. Nun gab es eine kleine Überraschung. Ein normalerweise verschlossenes Kirchlein war Dank perfekter Organisation frei zugänglich, und jeder konnte bequem durch die Pforte eintreten. Ein ergreifendes Gefühl, in ihr eine Verschnaufpause einzulegen.
Der wohl genussreichste Teil der Wanderstrecke schloss sich an: am klaren und fischreichen Wasser der Zwiefalter Ach entlang bis Zwiefalten. Der Name bezieht sich auf den Zusammenfluss von Kessel-Ach und Zwiefalter Ach. Wer wollte, hatte noch die Gelegenheit zu einem kurzen Verweilen im Münster.
Mit der Ankunft in Zwiefalten verband sich jede Einzelheit dieses traumhaften Tages zu einer grandiosen Einheit. Durch eine Einkehr auf der Rückfahrt konnte einem erlebnisreichen Tag noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt werden. Wieder einmal haben die Wanderführer und Organisatoren Hans und Inge Bader eine glückliche Hand bei der Auswahl der Wanderroute bewiesen. Ihnen gebührt ein ganz besonderes Dankeschön. Einfach ein bewährtes Team.
