Tübinger Märchenwanderung

Großes Glück hatte der Schwäbische Albverein bei seiner Wanderung Anfang November. Wo am Vorabend noch Nebel wie ein Brett war, strahlte beim Einstieg in die Ermstalbahn die Sonne um die Wette mit den Wanderbegeisterten. Sie freuten sich auf Tübingen und eine flotte Wanderung ins Land hinaus. Die Stäffele hoch zum Schloss Hohentübingen brachten einen gleich auf Betriebstemperatur. Oben beim Verschnaufen berichtete Wanderführer Thomas Leichtle, dass sich dort im Schloss sogar der alte Goethe mit einem Spruch über die Schwaben verewigt habe: „Hätten die Schwaben nicht ihren Wein, sie wären zu höherem bestimmt.“ Vorbei an Goethehäuschen und Bismarckturm sollte man nun immer wieder Zeuge von Goethes Weisheit werden. Denn ohne diesen Hang zum Wein, ließen sich der Hirschauer oder der Wendelsheimer Wengert nicht erhalten. Was sich bis zuletzt der Wald durch Verbuschung holte, wurde dort in mühsamer Hand- und Hangarbeit wieder zurückgewonnen. Akkurat aufgeschichtete Trockensteinmauern und neu angelegte Rebreihen zeugen davon. Wenig später folgte die weithin sichtbare, windumtoste Wurmlinger Kapelle auf dem Kapellenberg. Anschließend folgten Wurmlingens Flure und auf Wendelsheimer Seite der Anstieg durch Streuobstwiesen und Wengert zum Märchensee. Er liegt im südlichen Teil des auf dem Pfaffenberg gelegenen, bis 1969 betriebenen Sandsteinbruchs und steht mittlerweile als flächenhaftes Naturdenkmal unter Naturschutz. Der See und die bizarren Bruchwände verbreiteten ein verwunschenes Ambiente und ließen einen staunend wie durch einen Tolkinschen Märchenwald hindurchwandern. Zum Glück wartete nicht mehr fern nach über 18 Kilometern Strecke der excellente Küchenchef Roberto hinter Herd und Töpfen seiner Unterjesinger Stadiongaststätte. Gut, dass man es anschließend nicht mehr weit zur Ammertalbahn hatte und bis Metzingen sitzenbleiben konnte.